Ostern in Brügge
- Am März 29, 2013
- Von totographie
- In Fotoreise, Stadt
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Jawohl, ich hör‘ schon alle sagen:“Wie kann man nur an Ostern nach Brügge? Das ist doch bestimmt gnadenlos überlaufen zu dieser Zeit!“Und das stimmt. Aber Brügge ist laut Erzählungen eines dort Heimischen eigentlich immer völlig vollgestopft. Das müsse man als Tourist schon wissen, wenn man in die Schoko-Welthauptstadt Flanderns reist. Unzählige Besucher, die in lustigen Bussen vor die Altstadt gekarrt werden, kommen aus allen erdenklichen Himmelsrichtungen: China, Indien, Arabische Staaten, England, Spanien und nicht zuletzt Deutschland. Das sind die, die uns augenscheinlich aufgefallen sind. Man hat sich in Brügge ganz drauf eingestellt und spricht beinahe überall die geläufigsten Worte in 4-5 Sprachen. Man schlägt sich sogar mit deutsch vielerorts durch. Wenn’s nicht klappt, dann eben mit Englisch.
Mein Schatz und ich wohnten für zwei Nächte in einem Hotel namens Oud Huis de Peellaert. Für zwei Übernachtungen etwa 370,-€ ist nicht eben wenig, dafür lag es aber auch inmitten der alten Gemäuer eines Altstadtringes, nur wenige Schritte bis zu den Sehenswürdigkeiten. Mit dem Auto bewegt man sich definitiv nur zum Hotel, gibt die Koffer ab und steuert dann eines der entlegeneren Parkhäuser an. Für 5,-€ pro Tag absolut erschwinglich. Das Zimmer war eher klein, das Frühstücksbuffet ordentlich und das Personal sehr nett.
Nach etwa 5-10 Minuten Gehzeit steht man schon auf großen Plätzen und bestaunt beispielsweise das alte Stadthaus von 1376. Geht man etwas weiter, vorbei an imposanten Kirchen und Türmen, dann gerät man in die Bereiche, die für uns deutlich interessanter waren. Kleine Häuser, beinahe alle verklinkert und mit kleinen Zinnen versehen. In den meisten der Gebäude befinden sich Läden. Verkauft wird alles! Es sind ganze Straßenzüge mit allerlei Waren und so mancher Tourist hat hier seinen Spaß beim Shopping. Alle Edelmarken sind vertreten und die Läden reihen sich auf mehrere hundert Meter aneinander. Und das Freundlichste: Man beschallt die Gehwege mit angenehmer Einkaufsmusik. Sehr häufig treffen wir auf die für Brügge recht bekannten Schokoladen-Läden, die erstklassig bestückt mit Pralinen und dergleichen auf Süßigkeitenliebhaber wie mich warten. Gleich in den ersten Schoko-Laden stürmt mein Schatz auch rein und kauft Pralinen, die als Mitbringsel daheim dienen sollen.
Ja…man wurde an beiden Tagen den Eindruck nicht los, dass man in Brügge neben den Stadtführungen auch weiß, wie man den Touries die Asche aus der Tasche zieht. Unsere Idee war es natürlich bei Hunger auch mal in so eine typische kleine Kneipe zu schlendern und dort heimische Kost wie „Muscheln mit Pommes“ zu orden. Bereits beim Lesen der Karte vor der Tür läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen. Die Preise für so ein kleines Mittagessen lagen dann für zwei Personen gerne auch mal bei etwa 60,- €. Während des gesamten Aufenthaltes haben wir meist frischen Fisch gegessen und uns auf beheizten Terassen wohl gefühlt.
Fotografisch gesehen ist Brügge schon recht interessant. Mit einem Weitwinkel gibt es eben viele stürzende Linien und bei 35-50mm das eine oder andere Detail festzuhalten. Zur blauen Stunde tummeln sich meist sehr viele Knipser an den beliebtesten Stellen und man hat schon mal Schwierigkeiten eine schicke Position für sein Stativ zu finden. Um mich herum ein lustiges Blitzlichtgewitter aller Digiknipsen-Benutzer und erstaunte Blicke eines iPhone-Fotofanten auf mein Kamera-Display mit den Worten:“Hmm…bei dem sieht das irgendwie besser aus als bei mir“. Entsanden sind 2-3 brauchbare Nachtaufnahmen während der blauen Stunde. Ich kann mir schon vorstellen, dass es weitere Standpunkte gibt, die man bei einem ausführlicheren Spaziergang vielleicht noch entdeckt hätte. Für mich war aber wichtig, dass ich meiner wirklich extrem geduldigen Frau auch etwas gerecht werden wollte. So landeten wir bei schwarzem Himmel stets in einem der kleinen aneinandergereihten Restaurants und verbrachten dort bei gutem Essen und einem Kaffee den Rest des Abends.
Ob ich nochmal nach Brügge fahren würde? Ich weiß es nicht wirklich. Die alten Bauten sind schon sehenswert, das bezaubernde Aneinanderreihen der kleinen Häuschen auch. Es gibt schon viele tolle optische Eindrücke, die man sammelt. Wenn man wie ich aus einer Stadt kommt, in der es ebenso tolle Dinge zu bestaunen gibt, dann relativiert sich das vielleicht etwas. Ich würde nicht mehr im Winter nach Brügge reisen. Wir hatten im Schnitt 2 Grad und alle Bäume waren blätterlos. Das Gesamtbild war somit etwas karg und fotografisch wenig reizvoll. Ich könnte mir vorstellen, dass es im Sommer deutlich mehr Spaß macht.
Übrigens: Auf unserem sonntäglichen Nachhauseweg sind wir noch mit Zwischenstop in Gent gewesen. Eine ebenso tolle Stadt, die Brügge mit etwa 30km vorgelagert ist und sogar am Sonntag richtig lebt. Es ist eine Studentenstadt, die aber in ebenso altem Gemäuer daher kommt und in der man in so mancher Kneipe seinen linken Schuh als Glaspfand hergeben muss, damit der Wirt nicht dauernd auf den Kosten für die so beliebten Andenken sitzen bleibt 🙂 Eine Rundfahrt mit der Kutsche durch die Stadt war schick und zeigt die sehenswerten Stellen auf, die man anschließend zu Fuß abklappern kann. Tolle Motive hatte es auch hier.